KLARTEXT mainzer ärzteforum 14.08.2019 |
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Organspende |
Am 14.08.2019 widmete sich die Fortbildungsreihe des Ärztevereins dem Brennpunkt-Thema Organspende. Die Veranstaltung im Novotel Mainz traf auf reges Interesse. Die Organspende ist dieser Tage in aller Munde. Sowohl gesellschaftlich als auch politisch wird viel über die insgesamt niedrige Organspenderzahl in Deutschland diskutiert. In diesem Jahr sind wichtige und richtungsweisende Veränderungen des Transplantationsgesetzes in Kraft getreten. Unter der Moderation von San.-Rat Prof. Dr. Karl-Bertram Brantzen erlebten die Zuhörer eine interessante Fortbildung.
Zunächst sprach Frau PD Dr. med. Ana Paula Barreiros, Geschäftsführende Ärztin, Deutsche Stiftung Organtransplantation, Region Mitte, Mainz zum Thema: Organspende in Deutschland, wie geht das?
Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) ist die bundesweite Koordinierungsstelle für die postmortale Organspende in Deutschland. Im akuten Fall einer Organspende begleiten und entlasten die Koordinatoren der DSO das Krankenhauspersonal in allen organisatorischen Abläufen. Dazu sind sie für die Krankenhäuser rund um die Uhr erreichbar und einsatzbereit. Das Transplantationsgesetz (TPG) schreibt zwei Bedingungen für die postmortale Entnahme von Organen vor:
- Zum einen muss der Tod des Menschen durch Nachweis des irreversiblen Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms zweifelsfrei feststehen und
- zum anderen muss eine Einwilligung zur Organspende vorliegen.
Die Referentin setzte sich für die sog. Widerspruchslösung ein, da ein gravierender Mangel an Spenderorgane bestehe. Mit einem Organspendeausweise könne man sieben Leben retten.
Prof. Dr. med. Hauke Lang, MA, FACS, Direktor der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin, Mainz referierte zum Thema: Indikation, chirurgische Technik und Ergebnisse der Lebertransplantation.
Er berichtete, dass die erste Lebertransplantation am 1. März 1963 in Denver vorgenommen worden war und skizzierte dann die verschiedenen technischen Verfahren:
- Lebertransplantation mit einem Vollorgan (verstorbener Spender)
Die orthotope Lebertransplantation mit einem postmortal entnommenen Vollorgan ist die ursprüngliche Variante und stellt nach wie vor die häufigste Transplantationstechnik dar. Diese Technik bietet einige Vorteile, da es sich um ein komplettes Organ mit vollständig erhaltenen Blutgefäßen und Gallengang handelt. Das Transplantat ist damit ausreichend groß und die Implantation technisch einfacher. -
Split-Lebertransplantation
Die Split-Lebertransplantation wurde 1988 von Rudolf Pichlmayr an der Medizinischen Hochschule Hannover entwickelt. Beim „Splitting“ wird die Leber eines verstorbenen Spenders so geteilt, dass einen Transplantation auf zwei Empfänger vorgenommen werden kann. In der Regel wird ein Teil des linken Leberlappens (sog. „linkslateraler Split“) zur Transplantation eines Kleinkindes und der übrig bleibende erweiterte rechte Leberlappen zur Versorgung eines erwachsenen Empfängers verwendet. In seltenen Fällen kann die Leber auch in ihrer anatomischen Mitte geteilt werden (sog. „true split“). Dann können zwei jugendliche oder körperlich kleinere erwachsene Patienten je einen dieser beiden Leberteile erhalten. -
Leberlebendspende
Um dem beginnenden Organmangel besonders im Bereich der Kindertransplantation Abhilfe zu schaffen, wurde die Leberlebendspende Ende der 80er Jahre entwickelt. Dabei wird einem leberkranken Patienten ein Leberteil transplantiert, der zuvor einem lebenden Spender entnommen wurde.
Die anschließende Diakussion war lebhaft und zeugte vom regen Interesse der Teilnehmer.
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